Fremdeinschätzung vs. Selbsteinschätzung – wie bin ich wirklich?

Man kennt sich selbst am besten – oder etwa doch nicht? Andere Menschen – das heißt Freunde, Familie und Kollegen – können einen häufig besser einschätzen, als man selbst. Gerade für Personaler ist das Wissen über die Beziehung zwischen Fremd- und Selbsteinschätzung eine wichtige Erkenntnis.

Tests – und zwar in all ihren Facetten – erfreuen sich in Bewerbungsverfahren großer Beliebtheit. Persönlichkeit, Wissen und der Umgang mit Stresssituationen werden heute in fast allen Bewerbungsverfahren mehr oder weniger ausführlich geprüft.

Insbesondere Persönlichkeitstests sind sehr beliebt, denn die Persönlichkeit des Bewerbers ist ausschlaggebend für späteres Arbeitsverhalten, was wiederrum sehr interessant für Arbeitgeber und Personaler ist. Doch – das fanden zwei Forscher in einer aktuellen Studie heraus – die Selbsteinschätzung ist meist schlechter und weniger zutreffend als die Fremdeinschätzung. Persönlichkeitstests sind also wenig aussagekräftig; effektiver wäre es Freunde, Verwandte oder aber Arbeitskollegen des Bewerbers zu befragen.

Persönlichkeitstests werden durchgeführt, um besser einschätzen zu können, ob der Bewerber zum Unternehmen passt, die geforderte Leistung erfüllen kann und generell für die Anforderungen geeignet ist. Doch warum sollten uns andere besser einschätzen können als wir selbst?

Kaum objektive Einschätzung möglich

Eigene Erwartungen überschatten oft die tatsächliche Leistung: Entweder wird nicht wahrgenommen, wie man sich wirklich gibt oder aber man unterschätzt sich – so oder so, andere haben oft eine objektivere Sichtweise und können so auch die Persönlichkeit und das Arbeitsverhalten besser einschätzen.

Generell zeigte die Studie, dass die Selbsteinschätzung häufig verklärter ist, als die Einschätzung durch Freunde und Kollegen. Sie können die, für den Beruf wichtigen Dimensionen der Persönlichkeit -wie emotionale Stabilität, Gewissenhaftigkeit und Umgang mit anderen Menschen- besser einschätzen.

Mögliche Fragen und warum Personaler sie besser von Arbeitskollegen oder Freunde der Bewerber beantworten lassen sollten:

Ich bin selten traurig und deprimiert.

Wer will schon häufig traurig sein? Niemand! Oft überspielen wir die Phasen, in denen wir schlecht drauf sind, auch vor uns selbst. In einem Bewerbungs-Persönlichkeitstest würde wahrscheinlich niemand ohne weiteres „Ja“ ankreuzen.

Arbeitskollegen, die täglich mit uns zu tun haben, bekommen die Schwankungen unserer Stimmung mit, auch wenn wir sie zu verstecken versuchen. Die Einschätzung durch Fremde kann hier also zutreffender sein als die eigene.

Ich erledige mir aufgetragene Arbeiten schnell und zuverlässig.

Hier würde sich jeder positiv einschätzen, schließlich wollen wir vor dem neuen Arbeitgeber mit Fleiß glänzen.

Gerade Menschen, die schon einmal mit einem gearbeitet haben, können die Arbeitsleistung und Zuverlässigkeit gut einschätzen.

Gespräche über Philosophie interessierten mich nicht.

Kann so stimmen, zeigt aber, ob man offen für Neues ist und Interesse an verschiedenen Dingen hat.

Freunde und Kollegen können oft besser sagen, ob nur aus Höflichkeit mitdiskutiert wurde oder man wirkliches Interesse hat. Auch Offenheit für andere Dinge bekommen sie im Alltagsgeschehen mit.