Das Vorstellungsgespräch

Nach der anfänglichen Euphorie, die ein Einladungsbescheid zu einem Vorstellungsgespräch auslöst, befällt Bewerber oftmals noch im selben Atemzug ein banges Erwarten desselbigen. Um dem entgegen zu wirken, helfen zwei Dinge:

  1. Tief durchatmen und sich vergegenwärtigen, dass die Personalverantwortlichen mit der Einladung zum Vorstellungsgespräch bereits ein Zeichen dafür setzen, dass der Bewerber mit seiner Bewerbung punkten konnte. Es geht also im anschließenden Gespräch vornehmlich darum, diesen positiven Eindruck in einem persönlichen Kennenlernen zu bestätigen und die Personalverantwortlichen von sich zu überzeugen.
  2. Vorbereiten, vorbereiten, vorbereiten!

Gute Vorbereitung ist die halbe Miete

Damit das Bewerbungsgespräch erfolgreich verläuft, sollten sich Bewerber umfangreich auf das Gespräch vorbereiten. Dazu gehört, sich ausführlich über das Unternehmen zu informieren, sich mögliche Fragen zu überlegen, die die Personalverantwortlichen stellen könnten, und sich dazu überzeugende Antworten zurechtzulegen. Natürlich sollten sich die Bewerber auch Gedanken darüber machen, was sie über das Unternehmen und die Stelle, für die sie sich beworben haben, erfragen möchten.

Sind diese vorbereitenden Schritte erledigt, sollte das Gespräch an sich geübt werden, denn je öfter sich die Bewerber in die kommende Situation hineinversetzen, desto souveräner werden sie beim Vorstellungsgespräch auch rüber kommen. Hier können Familie und Freunde tatkräftige Unterstützung leisten. Mit ihnen können die verschiedenen Phasen des Vorstellungsgespräches, ähnlich wie bei einem Rollenspiel, spielerisch erprobt und trainiert werden. Hier zeigt sich, ob die angelesenen Informationen auch tatsächlich flüssig vorgetragen werden können oder es kann trainiert werden, störende „ähms“, „hms“ oder „unds“ während des Sprechens zu vermeiden. Vor allem dient dieses Training dazu, aufzuzeigen, wo noch Verbesserungsbedarf bezüglich des Verhaltens, des Inhalts oder der Körperhaltung im Vorstellungsgespräch besteht.

Varianten des Vorstellungsgespräches

Je nach Branche, Unternehmen und der zu besetzenden Stelle können Vorstellungsgespräche in unterschiedlich großem Rahmen stattfinden. Von der Eins-zu-Eins-Situation bis hin zu Gremiengesprächen kann also die Personenzahl, die dem Bewerber gegenübersitzt und die er von sich überzeugen muss, recht unterschiedlich ausfallen. Gerade bei größeren Firmen oder beim Öffentlichen Dienst oder Bildungseinrichtungen treten dem Bewerber zumeist mindestens der Personalverantwortliche und der direkte Vorgesetzte gegenüber. Oftmals kommen auch der Abteilungsleiter, andere künftige Kollegen oder ein Betriebsratsmitglied hinzu. Wichtig hierbei ist es, stets gelassen zu bleiben, sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen und jedem einzelnen Gesprächspartner offen und freundlich zu begegnen.

Weitere Varianten des Vorstellungsgesprächs können das Telefoninterview und das Gruppengespräch sein. Das Telefoninterview dient den Unternehmen meist dazu, eine erste Vorauswahl aus der oft großen Zahl der Bewerber zu treffen. In diesem Falle führt erst ein erfolgreich bestandenes Telefoninterview zu einem Vorstellungsgespräch oder der Teilnahme an einem weiteren möglichen Auswahlverfahren.

Bei Gruppengesprächen, die mit mehreren Bewerbern gleichzeitig stattfinden, wird verstärkt auf die Interaktion des Bewerbers mit seinen Konkurrenten geachtet. Diese Form des Vorstellungsgesprächs ist jedoch seit der Durchsetzung der Assessment-Center zunehmend zu einer Ausnahme geworden.

Der Gesprächsverlauf – Die verschiedenen Phasen im Bewerbungsgespräch

Das Vorstellungsgespräch lässt sich meist in mehrere Phasen unterteilen, wobei die Begrüßung und die Verabschiedung den äußeren Rahmen des Gespräches bilden. Die Abhandlung der einzelnen Gesprächspunkte kann sich von Betrieb zu Betrieb unterscheiden, vor allen Dingen der Teil, in dem Personalverantwortliche das Unternehmen vorstellen, muss nicht zwangsläufig zu Beginn des Gespräches erfolgen. Meist wird diese Variante jedoch gewählt, um den Bewerbern die Nervosität zu nehmen.

Zunächst geht es jedoch erst einmal mit der Begrüßung los. Hier zählt bereits der erste Eindruck, daher ist dieser Punkt elementar wichtig. Saubere Kleidung, ein ansprechendes, ordentliches Erscheinungsbild und eine freundliche und selbstbewußte Ausstrahlung sind hierbei der Weg zum Erfolg. Nicht zu vernachlässigen ist hierbei vor allem der Händedruck – er sollte weder zu fest, noch zu lasch sein. Vor allen Dingen sind schwitzige Hände zu vermeiden, denn der Händedruck sollte das Gegenüber von Selbstbewusstsein, Standhaftigkeit und Gelassenheit überzeugen. Daher ruhig kurz vor dem Gespräch noch einmal in sich gehen, die Toilette aufsuchen und sich frisch machen. Wer abgehetzt zu einem Vorstellungsgespräch kommt, wird hingegen keinen positiven ersten Eindruck hinterlassen und es schwerer haben, von sich zu überzeugen.

Ist der Einstieg erst einmal geschafft, folgt meist ein wenig Small Talk, etwa in der Art, ob der Weg zum Unternehmen gut gefunden wurde etc. Hier sollte nicht zu umfangreich geantwortet werden, die Fragen dienen schlicht dem Abbau von Nervosität und sollen ein vertrauliches Umfeld schaffen. Oftmals fügt sich an diese einleitenden Phasen eine kurze Darstellung des Unternehmens durch den Personalverantwortlichen an, in der dieser mit Informationen für den Bewerber aufwartet. Ganz wichtig: nicht abschalten! Im Gegenteil, hier ist aktives Zuhören angesagt, denn der Personalverantwortliche liefert hierbei wichtige Informationen, die für den späteren Fragenteil noch von Bedeutung sein könnten. Aufmerksamkeit und starkes Interesse sollten Bewerber hier ausstrahlen. Einige Personaler empfinden es überdies als positiv, wenn sich die Bewerber in dieser Phase kleinere Notizen zum Gesagten machen, z.B., um später Rückfragen zu einzelnen Punkten stellen zu können.

Die anschließende Phase widmet sich meist der Selbstdarstellung. Hier werden Motivation und Werdegang geprüft. Oftmals wird der Bewerber hier dazu aufgefordert, von sich zu erzählen; d.h. den bisherigen Werdegang zu schildern. Aber Achtung: Hier sollte nicht einfach der Lebenslauf heruntergebetet werden, den kennen die Personalverantwortlichen bereits. Hier steht die kommunikative Fähigkeit im Zentrum. Aber auch gezielte Fragen des Personalers zum Lebenslauf sind möglich, z.B. warum der Bewerber einen bestimmten Ausbildungsweg gewählt hat und welche Qualifikationen und Kompetenzen er daraus gewonnen hat.

Im nächsten Abschnitt stehen der persönliche, familiäre und soziale Hintergrund im Vordergrund. Fragen zur Person, zur Lebenssituation, Hobbys, Interessen, persönlichen Meinungen bzw. Einschätzungen oder Zukunftsplänen werden hier, grob umschrieben, erörtert. Die sogenannten Soft Skills, die Stärken und Schwächen des Bewerbers, sollen in diesem Teil außerdem zutage gebracht werden. Ein weiteres Anliegen dabei ist, dass Personaler herausfinden möchten, wie sich der Bewerber selbst einschätzt. Ehrlichkeit ist genauso wichtig bei der Beantwortung dieser Fragen wie der Balanceakt, seine Stärken mehr herauszustellen als seine Schwächen. Außerdem wird die Motivation des Bewerbers auf Herz und Nieren geprüft. Fragen wie „Warum dieses Unternehmen?“ und „Warum diese Stelle?“ sind dabei nicht unüblich. Manche Personaler stellen hier auch sogenannte Stressfragen und es kann vorkommen, dass hier auch Fangfragen oder unerlaubte Fragen dabei sind, die es mit Souveränität zu umschiffen gilt.

Im Anschluss daran stehen die berufliche Kompetenz und Eignung des Bewerbers im Zentrum. Hier gilt es, mit Fachwissen und besten Kenntnissen der Branche zu punkten.

Sofern die Arbeitskonditionen nicht bereits in der Stellenausschreibung deutlich formuliert sind oder sie in dem Vorstellungsteil durch den Personalverantwortlichen benannt wurden, kommen diese nach den Fragen zur beruflichen Kompetenz auf den Tisch.

Daran schließt sich der Teil an, in dem der Bewerber die Möglichkeit erhält, eigene Fragen zu stellen. Auch diese Phase ist äußerst wichtig, denn hier kann der Bewerber nochmals das Interesse am Unternehmen bekunden und mit gezielten und durchdachten Fragen Eindruck schinden.

Den Endpunkt des Vorstellungsgespräches bildet die Verabschiedung. Bewerber sollten sich freundlich für das Gespräch bedanken und für das Interesse, das das Unternehmen an ihm bekundet hat. Wichtig ist hierbei, bis zum Schluss freundlich, aufmerksam und verbindlich zu bleiben – erleichtertes Aufatmen oder schnellen Schrittes gen Ausgang aufzubrechen sind hier fehl am Platz. Schließlich sollen die Personalverantwortlichen auch nach dem Gespräch ihren guten Eindruck vom Bewerber behalten.

Nachbereitung: Bilanz ziehen

Nach dem Vorstellungsgespräch können Bewerber natürlich erst einmal aufatmen, allerdings sollte man sich einige Tage danach noch einmal gedanklich mit dem Gespräch befassen und eine kritische Bilanz ziehen: Wie ist das Gespräch gelaufen? Was hätte besser sein können? Was war besonders gut? etc. Gerade wenn es mit der Einstellung leider nicht geklappt hat, dient die Bilanz dazu, es beim nächsten Gespräch noch besser zu machen. Trotzdem: eine Absage bedeutet nicht das Ende der Welt und es bekommt eben meist nur einer von zig Bewerbern schlussendlich den Job. Außerdem haben nur wenige Bewerber das große Glück, direkt nach dem ersten Vorstellungsgespräch eine Stelle zu erhalten.