Schlagfertig sein

Jeder kennt diese Situationen: Nach einem verbalen Angriff ist man erstmal sprachlos. Eine passende Antwort fällt einem oft zu spät ein um üperhaubt Schlagfertigkeit demonstrieren zu können.

Allerdings wird der Begriff Schlagfertigkeit von vielen Unternehmen sogar unter den so genannten Soft Skills geführt. Wer schlagfertig ist, reagiert schnell auf ungewohnte Situationen, wie beispielsweise verbale Angriffe, ohne sich von ihnen provozieren zu lassen. Schlagfertigkeit hilft, verbal zu kontern und seine persönliche Souveränität zu wahren. Schlagfertig reagieren kann bedeuten, einem verbalen „Angriff“ humorvoll oder ironisch zu entgegnen, jenen umzudeuten, Rückfragen zu stellen oder selbst einen verbalen Gegenangriff zu starten.

Dabei sollte Schlagfertigkeit jedoch nicht als Kampfrhetorik verstanden werden, denn weder geht es darum, jemanden zu schlagen, noch darum denjenigen fertigzumachen. Taktlosigkeit sollte nicht mit Taktlosigkeit beantwortet werden, wirkungsvoller ist es, geistvoll und überraschend zu kontern. Um die Kunst der Schlagfertigkeit alltagstauglich umzusetzen, sollte man entspannt, locker und immer hellwach sein. In vielen beruflichen Situationen bietet es sich an, seine Schlagfertigkeit unter Beweis zu stellen, und damit, beispielsweise im Vorstellungsgespräch oder in schwierigen Verhandlungssituationen, einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Schlagfertigkeit bringt Ihnen sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext einen hohen Nutzen. Es hilft Ihnen, in heiklen Situationen Ihre Souveränität zu bewahren, den Respekt anderer zu gewinnen, Ihr Überzeugungsvermögen zu verbessern, auf andere intelligent, wortgewandt und humorvoll zu wirken – was Sie für die meisten Menschen sympathisch machen wird –, in peinlichen Situationen die Fassung zu bewahren, unsachliche Bemerkungen schnell und elegant zu parieren und prinzipiell selbstsicherer aufzutreten.

Wer jetzt meint :„Das kann ich aber nicht. Ich bin einfach nicht schlagfertig“ , der muss nicht gleich verzweifeln. Schlagfertigkeitstechniken kann man sich durchaus aneignen. Niemand wird schlagfertig geboren. Wie viele andere Soft Skills auch, kann man sich diese Fähigkeit antrainieren.

Blockaden abbauen

In den meisten unangenehmen Situationen entstehen Blockaden. Bei manchen führen sie zu einer regelrechten „Schockstarre“. Einige Strategien, wie die folgenden, können in solchen Fällen hilfreich sein:

  • erstmal tief durchatmen und Muskeln in Armen und Gesicht entspannen
  • Situation beschreiben, eventuell über Beleidigungen reden
  • sich peinliche Situationen vorstellen und visualisieren, um inneren „Aufprallschutz“ aufzubauen
  • räumliche Distanz zum Gegenüber schaffen, ohne jedoch die Flucht zu ergreifen
  • Blickkontakt halten

Um sich Schlagfertigkeit anzutrainieren, gilt es, sich gezielter Verbalstrategien zu bedienen. Dazu gehört:

  • sich nicht zu verteidigen bzw. zu rechtfertigen
  • gut zuzuhören, um die Absicht des Angreifers durchschauen zu können
  • eventuell Erklärung zu erzwingen

Beispiel: „Geht’s auch schneller?“ – „Was genau ist das Problem? Warum in diesem Ton?“

  • wenn möglich den Wind aus den Segeln zu nehmen, z.B. durch Übertreiben

Beispiel: „Sie sind aber ein ganz schön junger Abteilungsleiter.“ – „Stimmt. Ich darf erst seit einem Monat länger als zehn Uhr draußen bleiben.“

  • einen Angriff nicht gleich persönlich zu nehmen, sondern sich auf die Sachebene zu konzentrieren

Beispiel: „Schaffst du es nicht mal eine einzige Aufgabe zu erledigen?“ – „Zu wann brauchst du die Unterlagen denn? Denn setze ich sie demnächst auf meiner Prioritätenliste ganz nach oben.“

  • den Angreifer zu verwirren, verblüffen, irritieren oder überraschen, ihn aus dem Konzept zu bringen, z. B. durch Zustimmen

Beispiel: „Hast du zugenommen?“ – „Klar. Ich brauche doch Reserven, bald ist wieder Winter.“

Wenn Sie sich dieser humorvollen Zustimmungs-Techniken bedienen, sollten Sie jedoch darauf achten, dass Ihre Aussagen sowohl inhaltlich stimmen als auch auf Ihr Gegenüber abgestimmt sind. Eine ironische oder gar taktlose Bemerkung gegenüber des Chefs wirkt sich nachvollziehbarerweise anders aus als gegenüber eines guten Freundes.

Beispiele dazu:

„Na mal wieder einen über den Durst getrunken?“ – „Irgendwie muss ich mir dich ja schön trinken.“

„Nie räumst du deine Sachen weg.“ – „Sonst hätten wir ja keinen Anlass mehr, ins Gespräch zu kommen.“

Es findet sich zum Thema Schlagfertigkeit zahlreich Literatur, der Sie viele Beispiele und Techniken für Ihren persönlichen Fundus entnehmen können. Viele Politiker bedienen sich derartiger Techniken und überlegen sich vor ihren Reden genau, welche Vorwürfe oder Einwände kommen könnten, um darauf mehrere mögliche Erwiderungen in petto zu haben. Der Politiker Franz Josef Strauss gehörte sogar zu jenen, die regelrecht enttäuscht waren, wenn keine „Störungen“ eintraten und er seine vorbereiteten Antworten nicht an den Mann bringen konnte.