Loyalität oder Lästern – Schneller Jobwechsel und Ex-Chefs

Hinter vorgehaltender Hand mal ein schlechtes Wort über den Chef fallen zu lassen, mag bei Arbeitskollegen in Ordnung sein. Doch was sollte der neue Chef über ihr Verhältnis wissen und wie erklärt sich ein schneller Jobwechsel?

Das Bewerbungsgespräch und die ersten Tage oder Wochen im neuen Job haben große Erwartungen geweckt. Es sah alles ganz rosig aus und du hast dich gefreut, endlich Verantwortung in deinem Beruf übernehmen und zeigen zu können, was du drauf hast. Doch jetzt, nach dem ersten Monat ist der Zauber des Neuen verflogen. Der Chef hat dir weder wie abgesprochen die Verantwortung für das Projekt übergeben, noch wirst du wirklich in dem Bereich eingesetzt, wofür du eingestellt wurdest. Frust baut sich auf, schließlich ist Unterforderung im Job fast noch schlimmer als Überforderung. Was ist also zu tun? Natürlich ist zunächst ein Gespräch mit dem Chef fällig. Doch nach dem ersten, zweiten und dritten Gespräch wird irgendwann klar, dass andere Aufgaben gerade mehr Priorität haben und einer muss sie ja machen: Du. Wenn das allerdings keine zufriedenstellenden Aussichten für die nächsten Monate und Jahre sind, sollte ein erneuter Stellenwechsel erwogen werden. Doch hier stellt sich die entscheidende Frage: Was muss der neue Chef wissen, ist Frust erlaubt und sollten die letzten fünf Monate irgendwie beschönigt werden?

Nichts als die Wahrheit

Lücken im Lebenslauf müssen erklärt werden, kurze Anstellungsverhältnisse auch. Und hier hilft nichts als die Wahrheit, sie muss nur richtig verpackt werden. Doch beschönigt werden sollte der schnelle Jobwechsel nicht, schließlich kommt es nicht gut, wenn der neue Chef von einem befristeten Arbeitsverhältnis ausging, vom alten Chef aber erfährt, dass du gekündigt hast. Hier heißt es nicht Mut zur Lücke, sondern Mut zur Wahrheit.

Schweigen wie ein Grab

Im Bewerbungsgespräch über den alten Arbeitsplatz oder Chef zu lästern ist ein absolutes No-Go. Erstens könnte das Gegenüber mit dem Chef befreundet sein und zweitens macht es keinen guten Eindruck, schlecht über irgendjemanden, insbesondere den Chef, zu reden.

Es ist wie in einer Beziehung

Auch in einer Beziehung gilt: Besser Schwierigkeiten von der eigenen Perspektive her darstellen, als den anderen zu beschuldigen. Ähnliches gilt bei Aussagen über den ehemaligen Chef.

Das geht nicht: Mein Chef hat mich schlecht behandelt, mir nicht die richtigen Aufgaben zugeteilt und die Stimmung am Arbeitsplatz war auch blöd.

Das geht: Ich möchte meine Wissen einsetzen und meine Motivation unter Beweis stellen können, an meinem bisherigen Arbeitsplatz war diese Möglichkeit leider nicht zu genüge gegeben, dafür bietet mir Ihr Unternehmen die besten Aussichten.

Was muss, das muss

Schon im Anschreiben sollte auf den erneuten Jobwechsel eingegangen werden. Wichtig ist hier, die eigene Motivation in den Vordergrund zu stellen und nur anzudeuten, dass der jetzige Job einfach nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Auch im Bewerbungsgespräch wird die Frage nach dem Grund für den schnellen Wechsel kommen. Wichtig ist es darauf vorbereitet zu sein und nicht um den heißen Brei herumzureden. Aussagen wie „Der Job entspricht nicht den getroffenen Vereinbarungen und ich möchte gerne meine Fähigkeiten in einem anderen Bereich unter Beweis stellen“ sind in Ordnung, im Detail auf Versäumnisse des Chefs einzugehen ist allerdings nicht nötig.

Und wenn er nicht locker lässt?

Egal wie oft der Personaler oder angehende Chef auch nachfragt, negative Äußerungen über den ehemaligen Chef sind definitiv tabu. Um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen ist ein Themenwechsel günstig. Es bieten sich zum Beispiel Fragen nach einer genauen Tätigkeitsbeschreibung an.