Forschung und Entwicklung (-singenieure)
Die Grundlagen- und angewandte Forschung ist das Arbeitsgebiet der Forschungs- und Entwicklungsingenieure. Sie erarbeiten an gemeinsamen Projekten technische Verfahren und neue Produkte oder nehmen die Weiterentwicklung derselben vor.
Entwicklungsingenieure sind in der Industrie und an Instituten anzutreffen. Dort arbeiten sie in der Grundlagen- und der angewandten Forschung. In ihren Zuständigkeitsbereich fallen theoretische und praktische Arbeiten. Sie werden mit Problemlösungen betraut und überprüfen diese auf ihre Realisierungsmöglichkeit. Dabei finden Auswirkungen wie Technik- und Umweltfolgen ihre Berücksichtigung.
Mithilfe moderner Planungstechniken entwickeln Forschungs- und Entwicklungsingenieuren innovative und marktgerechte Lösungen. Das beginnt bei der ersten Idee, geht über die Konzeption technischer Produkte beziehungsweise Verfahren und endet mit der Entwicklung von Prototypen. Die Ingenieure und Ingenieurinnen testen darüber hinaus Neuentwicklungen und erstellen Dokumentationen für Fertigung, Konstruktion, Vertrieb und Marketing.
Nicht jeder kann Ingenieur werden
Der Beruf Ingenieur unterliegt Zulassungsbeschränkungen, zudem ist die Berufsbezeichnung „Ingenieur“ geschützt. Nur Menschen mit einer bestimmten Vorbildung haben Zugang zu diesem Beruf. Bei dem Forschungs- und Entwicklungsingenieur ist ein abgeschlossenes Studium der Ingenieurswissenschaften in einem Fachgebiet der jeweiligen Branche notwendig. Strebt man eine Führungsposition an oder möchte spezialisierte Aufgabenstellungen übernehmen, muss an das Bachelorstudium ein Masterstudium angehangen werden. Mehrere Studienfächer sind als Einstieg in die Forschung und Entwicklung denkbar. Da wäre unter anderem ein Bachelor- oder Masterabschluss in Biotechnologie, im Chemieingenieurwesen oder auch in der Elektrotechnik möglich.
Wer bereits seine Ausbildung mit Erfolg abgeschlossen hat und möchte sich beruflich verändern möchte oder gerade auf Arbeitssuche ist, dem bieten sich als Alternativberufe Produktentwickler oder Produktingenieur an. Nach einer branchenüblichen Einarbeitungszeit ist außerdem eine Stelle als Leiter Forschung und Entwicklung möglich. Auf einem niedrigeren Qualifikationsniveau sind für den Forschungs- und Entwicklungsingenieur der Entwicklungstechniker oder der Staatlich geprüfte Techniker Fachrichtung Maschinentechnik Schwerpunkt Entwicklungstechnik interessant.
Das Gebiet Forschung und Entwicklung wird in drei Fachgebiete unterteilt. Einmal ist dies direkt Forschung und Entwicklung, zum zweiten Konstruktion und zum dritten Produktion und Fertigung. Eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Gebiet kann in manchen Unternehmen gefordert werden. Ferner stehen zahlreiche Weiterbildungsangebote zur Verfügung, durch welche Fähigkeiten verbessert und somit seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht werden können.
Als ausgebildeter Forschungs- und Entwicklungsingenieur steht ebenfalls der Weg in die Selbstständigkeit offen. Er lässt sich beispielsweise durch die Gründung oder Übernahme eines Ingenieurbüros für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten beschreiten.
Neue Tätigkeitsfelder eröffnet das Reverse Engineering
In der Forschung und Entwicklung braucht man sich vor der Zukunft nicht zu fürchten. Ein neuer Trend, der viele Arbeitsplätze schaffen wird, ist das Reverse Engineering. Darunter versteht man – einfach ausgedrückt – die Umkehr der bisher typischen Vorgehensweise im Bereich Forschung und Entwicklung. Bisher war es in der Regel so, dass zuerst eine Produktidee vorhanden war, aus welcher ein Konstruktionsplan entwickelt wurde. Er diente wiederum als Grundlage für die Herstellung - zum Schluss hielt man das fertige Produkt in den Händen. Das Reverse Engineering kehrt diesen obligatorischen Werdegang um: Das Produkt ist bereits vorhanden. Nun wird der Aufbau analysiert und daraus ein Konstruktionsplan entwickelt. Das Scannen von Oberflächenbauteilen und das anschließende Erstellen eines 3-D-Modells ist ein gutes Beispiel dafür. Sie werden als Vorlage für die Fertigung genutzt.
Mit dem Patent- und Urheberrecht kommt man beim Reverse Engineering nicht in Konflikt. Es geht nicht um den Nachbau von Konkurrenzprodukten, es wird vielmehr versucht, die oft nicht mehr existierenden Baupläne oder Dokumentationen zu ersetzen. Außerdem wurden Produkte oft im Laufe der Zeit enorm verändert, sodass die ursprünglichen Pläne nicht mehr zum Endergebnis passen. Trotzdem muss es in der Forschung und Entwicklung weitergehen. Deshalb ergibt sich aus der neuen Vorgehensweise ein attraktives Tätigkeitsfeld für die Forschungs- und Entwicklungsingenieure beziehungsweise –Ingenieurinnen. Das Einsatzgebiet des Reverse Engineering ist unglaublich vielfältig: Es wird im Fahrzeug-, Maschinen- und Werkzeugbau ebenso genutzt wie bei der Restaurierung antiker Objekte oder in der Software-Architektur. In der Industrie oder als externer Ingenieurdienstleister ergeben sich daher immense Möglichkeiten.
Dass die Experten von Forschung und Entwicklung gebraucht werden, zeigt auch die Statistik des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Die Beschäftigtenzahlen stiegen von 1999 bis 2010 um satte 66 Prozent. Gleichzeitig reduzierte sich die Zahl der Arbeitslosenzahl um mehr als die Hälfte. Somit kann man wohl sagen, dass der Forschungs- und Entwicklungsingenieur keine Zukunftssorgen zu haben braucht.